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Humanitas



Jede Tierart hat neben ihren körperlichen Merkmale ein arteigene Verhalten und beides ist in ihren Genen verankert. Eisbären, Adler und Hechte sind Einzelgänger, Pinguine, Delphine und Wölfe leben in Gemeinschaften. Die gemeinsamen Vorfahren von Mensch und Schimpanse/Bonobo lebten in Gruppen in den Urwäldern Afrikas. Der Schimpanse als nächster Verwandter des Menschen im Tierreich hat ein Erbgut, das zu 99% dem des Menschen gleicht, insbesondere gibt es nur 1,2% Unterschiede in den Genen, die die Proteine und damit die Merkmale jeden Lebewesens erzeugen. Das Gen FOXP2, das zum Genom aller Wirbeltiere gehört und es unter anderem möglich macht, dass die Jungen von Singvögeln durch Imitation zu singen lernen, zeigt beim Menschen zwei wirksame Mutationen, während in diesem Gen beim Schimpansen nur stille Mutationen gefunden werden. Ein Schaden des Gens FOXP2 erzeugt beim Menschen massive Problemen bei Grammatik, Satzbau unt Wortschatz, es ist das Sprachgen, das zur Menschwerdung führte.

Als vor zwanzig Millionen Jahren durch geologische Veränderungen (ostafrikanischer Grabenbruch) das Klima im Osten Afrikas trockener und kälter wurde, verschwanden die Urwälder und Savannen breiteten sich aus. Die früheren Urwaldbewohner passten sich an und in einer langen Folge von Arten entwickelte sich vor etwa zwei Millionen Jahren der homo erectus. Sein aufrechter Gang erlaubte ihm den Gebrauch seiner Hände, mit der Abschlagtechnik stellte er Faustkeile her und er entzündete und beherrschte das Feuer. Der homo erectus war ein ausdauernden Läufer, der in mehr oder minder großen Gruppen dem Wild nachstellte und Raubtieren ihre Beute abjagte. Seine Behaarung war recht dünn, sodass er bei langen Jagden nicht durch Überhitzung behindert wurde. Schon vor 1,8 Millionen Jahren wanderte der homo erectus ins eiszeitliche Eurasien und verbreitete sich von Spanien bis nach Ostasien als Jäger und Sammler. Die weite Verbreitung und die langdauernde Existenz führten zu einigen Varianten des homo erectus. Etwa vor 300 bis 200 Jahrtausenden entstanden als Tochterarten der Neandertaler in Europa, der Denisovan in Zentralasien, der homo floresiensis in Südostasien und der homo sapiens in Afrika. Diese verwandten Arten haben sich manchmal vermischt, sodass z. B. das Genom des heutigen Menschen in Europa Gene des Neandertalers und das Genom der Polynesier Denisovan-Gene enthält. Der Neandertaler starb vor 30 Tausend Jahren aus, keine Art außer dem homo sapiens hat bis heute überlebt. Diese sapientia ermöglichte einerseits das außerordentliche Wachstum, erhöht andererseits aber auch das Risiko eines frühen Endes der Menschheit.

Als der Mensch Afrika verließ, musste er sich an völlig andere Klimazonen anpassen und konnte schließlich alle Erdteile besiedeln mit Ausnahme der Antarktis. Die entscheidende Grundlage für die evolutionäre Erfolgsgeschichte des Menschen ist sein Leben in der Sprachgemeinschaft, das nur gelingen kann, wenn es Regeln für das Zusammenleben gibt und diese Regeln befolgt werden. Die Zusammenfassung dieser Regeln ist die Moral einer menschlichen Gemeinschaft. Sie regelt die Beziehungen der Mitglieder untereinander, schafft das Vertrauen darauf, dass die anderen sich ebenfalls nach den Regeln verhalten, und sorgt für den Fortbestand der Gemeinschaft. Diese Moral ist zum großen Teil angeboren, sie hat sich aus dem Verhalten der Vorfahren des homo erectus über fast zwei Millionen Jahre entwickelt und dann weiter über einige hundert Tausend Jahre als die Moral des homo sapiens. Sie gilt aber nur innerhalb der Gemeinschaft, nicht gegenüber Außenstehenden, der brutale Angriff auf eine andere Gruppe von Menschen widerspricht nicht der angeborenen Moral. Das zeigen Fundstätten wie Nataruk (Kenia) und Jebel Sahaba (Sudan), wo die Gebeine von Männern, Frauen und Kindern gefunden wurden, die als Jäger und Sammler in der Zeit vor zehn Tausend Jahren lebten und brutal mit Jagdwaffen getötet wurden. Auch der "Schimpansenkrieg von Gombe" (Tansania) zeigt, dass Kriege zwischen Gruppen tief im menschlichen Genom verankert sind.

Vor etwa zehn Tausend Jahren begann der Mensch Nutzpflanzen aus Wildkräutern und Nutztiere aus Wildtieren zu züchten, z. B. in der Levante Getreide und Ziegen, in Nordchina Reis und Schweine und in Mittelamerika Mais und Kartoffeln. Aus Jägern und Sammlern wurden seßhafte bäuerliche Gemeinschaften. Die frühesten bekannten Siedlungen boten etwa zwanzig Personen Unterkunft, was der ungefähre Gruppengröße der Jäger und Sammler gewesen war. Während die Zahl der Menschen in einer Gruppe über mehr als hundert Tausend Jahre in etwa konstant blieb, nahm sie bei den sesshaften Menschen in wenigen Tausend Jahren erheblich zu. Dafür gab es zwei Gründe, die Nahrungrundlage wurde stetig erweitert und in den Siedlungen konte eine größere Zahl von Kinder aufgezogen werden als bei dem unsteten Leben der Jäger und Sammler. Dem Zuwachs der Bevölkerung folgte die Entwicklung der Kultur, es entstanden Keramik und Metallverarbeitung, Verwaltung und Schrift, Handel und Kriegführung. Schon vor 4500 Jahren gab es zwei Großstädte mit rund 40000 Einwohnern, Uruk am Euphrat und Mohenjo-Dare am Indus. In solchen Gesellschaften reichen die Regeln einer Gruppe von Jägern und Sammlern nicht mehr aus, es entstand eine städtische Moral.

Die älteste bekannte Sammlung von Gesetzen stammt vom König Ur-Nammu von Ur. Dieser Codex Ur-Nammu ist etwas mehr als 4000 Jahre alt. Darin ist bestimmt, daß die Kapitalverbrechen Mord, Raub, Vergewaltigung und Ehebruch mit dem Tode bestraft werden. Dreihundert Jahre später entsteht in Babylon der Codex Hammurapi, in dem es heißt: "Gesetzt, ein Mann hat das Auge eines Freigeborenen zerstört, so wird man sein Auge zerstören." Wird dagegen ein Sklave verletzt, so wird das mit Geld gesühnt. Könige in Mesopatamien, die solche Codizes veranlassen, legitimieren sich durch ihre Taten und das Wohlwollen der Götter, die Gesetze werden aber nicht religiös begründet. Sie entsprechen der städtischen Moral ihrer Zeit und dienen dem Rechtsfrieden, indem sie die Strafen nach oben begrenzen und so ein Aufschaukeln von Zwistigkeiten bis hin zur Blutrache verhindern. In einer Beduinengesellschaft fehlt dagegen die weltliche Macht, die das Festschreiben ihrer moralischen Vorstellungen autorisieren kann. So lässt vor rund drei Tausend Jahren ein Gott zehn Gebote in Stein meißeln und von Moses seinem Volk Israel überbringen. "Du sollst nicht töten" steht lapidar in diesem Dekalog als fünftes Gebot; aber wenig später befiehlt Moses nach dem Sieg über die Midianiter, alle Männer und Jungen zu töten und auch alle Frauen, die schon mit einem Mann geschlafen hatten. Die Gültigkeit der Gebote des Dekalogs ist beschränkt auf das Verhalten der Mitglieder des Volkes unter einander. Dagegen lehrte vor 2000 Jahren Jesus von Nazareth mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter, jedem Hilfsbedürftigen, dem man begegnet, sei zu helfen ohne Rücksicht auf unterschiedliche Gruppenzugehörigkeit. Im Christentum wurde diese Nächstenliebe später zu einer allgemeinen Menschenliebe, die sogar Feinde einschließt.

Über viele Jahrhunderte bestimmte das Christentum die kulturelle Entwicklung Europas bis das statische christliche Weltbild von Himmel und Erde, Natur und Mensch der zunehmenden Kritik nichts mehr entgegensetzen konnte. So zerbröselte im Laufe der Zeit der christliche Glaube an einen allmächtigen Gott, während die christliche Moral ständig erweitert wurde. Der im Gleichnis beschriebene Samariter trifft auf seinem Weg einem ausgeraubten und verletzten Fremden, hilft ihm und und lässt ihn auf seine Kosten versogen. Wenn in der Antike ein Christ zu einer christlichen Gemeinde kam, durfte er zunächst bleiben. Fügte er sich aber nicht in die Gemeinschaft ein, so musste er weiterziehen. Im Mittelalter versorgten christliche Gemeinden ihre Witwen und Waisen. Etwas grundsätzlich Neues geschah Anfang des 20. Jahrhunderts, als der Arzt Albert Schweitzer ins tropische Afrika ging, um aus christlicher Nächstenliebe jeden zu behandeln, der eine medizinische Behandlung brauchte. Heute sucht der christliche Samariter überall nach Fremden, denen er helfen kann, überlässt aber im Gegensatz zum Samariter im Gleichnis die Nachsorge und Folgekosten den steuerpflichtigen Bürgern.

Unabhängig von einander entstanden schon früh in einigen Kulturen Asiens, in Assyrien, Persien, Indien und China Formulierungen der sogenannten "Goldenen Regel". In der assyrischen Spruchsammlung des Achiqar vor 2700 Jahren heißt es: "Was immer du willst, dass dir es die Menschen tun, das tue du allen." In China lehrte Konfuzius vor rund zweieinhalb Tausend Jahren: "Was man mir nicht antun soll, will ich auch nicht anderen Menschen zufügen." Diese Regel ist für ihn die Grundlage jeder moralischen Charakterbildung, die zu einem edlen Menschen führt, und der Edle lebt in Harmonie mit der bestehenden Gesellschaft. Vor rund 200 Jahren spricht Immanuel Kant vom "moralischen Gesetz in mir" und formuliert den Kategorischen Imperativ, der durch die menschliche Vernunft geboten sei: "Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde." Über Beschränkungen, ob der Mensch gegenüber tatsächlich jedem anderen so handeln soll, gibt es keine Aussagen. Grundlage der Goldenen Regel ist eine wechselseitige Beziehung zwischen mir und meinem Gegenüber. Wer einen Tiger krault, kann nicht damit rechnen, vom Tiger ebenfalls gekrault zu werden. Zur Anwendung der Goldenen Regel gehört eine gewisse Übereinstimmung zwischen mir und meinem Gegenüber und darauf mag ich nicht allein deshalb vertrauen, weil der andere auch ein Mensch ist. Gehört der andere der gleichen Gemeinschaft an wie ich, nehme ich grundsätzlich an, dass wir die gleichen Moralvorstellungen haben. Kants Kategorischer Imperativ beruht auf Vernunft; aber die Vernunft eines Menschen ist durch die Erfahrungen bestimmt, die er in seiner Umwelt gemacht hat. Weder die Goldene Regel noch der Kategorische Imperativ können eine allgemeine menschliche Moral begründen.

Im neunzehnten Jahrhundert zogen viele aus ihrer bäuerlichen Heimat in die Industriegebiete. Sie verloren dadurch jede soziale Absicherung für Notfälle und Alter, die es in ihrer Heimat wenigstens in geringem Maße gab. Um die Überforderung des Arbeiters, der von seinem schmalen Lohn seine Familie und auch seine Eltern ernährte, zu mildern führte die Regierung im deutschen Kaiserreich die Sozialversicherung ein. Der Philosoph Karl Marx begründete eine Ideologie, nach der im Endzustand einer notwendigen historischen Entwicklung die Gesellschaft jedem Menschen alles, was er braucht, zur Verfügung stellen würde ("... jedem nach seinen Bedürfnissen."). Der Ursprung der Ideologie des sogenannten "Westens" lag in den Revolutionen in Nordamerika und Frankreich. In beiden Fällen stand am Anfang eine Erklärung der Menschenrechte, die zunächst allerdings nur für den männlichen Bürger galt. Auf der Grundlage der geforderten Gleichheit aller Bürger entstand die moderne Demokratie. Nach den grauenhaften Verbrechen im zweiten Weltkrieg proklamierte die Uno die Menschenrechte als das von allen Völkern und Nationen zu erreichende gemeinsame Ideal. Während das Ideal der Menschenrechte in sehr vielen Ländern weitgehend wirkungslos blieb, wurden im "Westen" die Rechte von Frauen und Minderheiten gestärkt. Mit Versatzstücken aus Christentum, Marxismus und Menschenrechtsidealismus entstand eine postmoderne linke Ideologie, die zum Kampf gegen jede Form von Rassismus und zur Unterstützung jeder Art von sexueller Ausrichtung aufruft. Mit Begriffen wie Vaterland oder Volk wissen linke Ideologen nichts anzufangen, für sie ist ein Staat nur eine Institution zur Verwaltung einer Ansammlung von Menschen. Die Moral dieser Ideologie mündet in den "Wokismus" , der jede Migration nach Europa unterstützt, Islamkritik als antimuslimischen Rassismus brandmarkt, Wörter wie Negerkuss oder Zigeunerschnitzel ausmerzen will und das Geschlecht eines Menschen für beliebig veränderbar erklärt. Es ist ein rein intellektuelles Konstrukt angetrieben durch den Wunsch, alle Unterschiede menschlicher Eigenarten einzuebnen, um so jede Art ungleicher Behandlung von Menschen zu verhindern.

Jeder Mensch braucht eine Gemeinschaft, der er sich zugehörig fühlt, und eine Heimat, der er sich verbunden fühlt. Das sind für 99% der Menschen ihr Volk und ihr Vaterland. Kaum ein Volk ist "reinrassig", die Deutschen z.B. waren bei der Reichsgründung 1871 ein Mischvolk aus Kelten, Germanen, Slawen und Juden, die seit zwei Tausend Jahren im Gebiet des Reiches lebten. Dazu kommen heute Menschen, die oder deren Vorfahren aus aller Welt eingewandert sind und sich in das deutsche Volk eingeliedert haben. Dieses Volk und die anderen Völker der europäischen Union bilden die Gemeinschaft, mit der wir Werte und Moral teilen. Es ist eine Selbsttäuschung zu glauben, wir könnten diese Gemeinschaft auf die gesamte Menschheit ausdehnen, andere Vöker haben andere Werte. Schon an den Grenzen unserer europäischen Gemeinschaft, in Russland, der Türkei oder Nordafrika gelten unsere Werte wenig oder gar nichts. Wenn ein Fremder ungebeten in meine Wohnung kommt, sorge ich dafür, dass er sie wieder verlässt. Wenn Migranten ungebeten in das Land eines Volkes eindringen wollen, wurde ihnen das Tausende Jahre lang verwehrt. Es liegt in der Natur des Menschen, dass er sein Eigentum und seine Gemeinschaft und ihr Revier gegen ungebetene Eindringlinge verteidigt. Es gibt kein Menschenrecht, dass jeder dort leben könnte, wo er mag. Eine Moral, nach der es geduldet werden muss, dass Menschen aus aller Welt sich bei uns niederlassen und sogar Kost und Logie beanspruchen dürfen, verstößt gegen die Natur des Menschen, sie ist zutiefst inhuman. Humanitas entsteht nicht durch Ideologie, nicht durch gedankliche Konstrukte, sondern wenn der Mensch das Maß ist, wenn dem Menschen überlassen bleibt, was des Menschen ist.










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