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Glaube und Wissen




Ich weiß

"Cogito, ergo sum" sagt Descarte und Kant schreibt: „Folglich ist die Bestimmung meines Daseins in der Zeit nur durch die Existenz wirklicher Dinge, die ich außer mir wahrnehme, möglich.“ Diese beiden einfachen Aussagen reichen mir, um alle übrige Philosophie als höchstens historisch interessant beiseite zu schieben. Ich bin, ich denke und ich nehme mit meinen Sinnen eine Außenwelt in Raum und Zeit wahr. Hier ist es notwendig, in der Ich-Form zu berichten. Ich habe an Schule und Universität Mathematik und Physik gelernt, jahrelang Messungen zur magnetischen Kernresonanz vorbereitet, durchgefürt und ausgewertet, später auch einige Naturkonstanten (c, h, e und G) gemessen. Als Hobby habe ich nachgerechnet, was Physiker von Kepler bis Friedmann, von Archimedes bis Dirac entdeckt haben. So habe ich vieles vom wesentlichen Kern der Naturwissenschaften zu meinem ureigenen Wissen gemacht. Für nichts von alledem brauchte ich irgendeine Art von Glauben. Das in den exakten Naturwissenschaften angehäufte Wissen ist derart umfangreich und komplex, dass niemand sich mehr als einen begrenzten Teil davon als eigenes Wissen aneignen kann. Aber wer sich in einem Teilbereich gut auskennt und weiß, welchen Anforderungen ein Ergebnis genügen muss, wenn es als wissenschaftlich gesichert gelten soll, der vertraut darauf, dass die Ergebnisse der Naturwissenschaften stimmen, dass sie die Realität richtig beschreiben. Demnach weiß ich:

Der Weltraum ist grenzenlos.
Es gibt unvorstellbar viele Sonnen, die von Planeten umkreist werden.
Unsere Sonne und ihre Planeten einschließlich der Erde sind viereinhalb Milliarden Jahre alt.
Erstes Leben gab es auf der Erde vor dreieinhalb Milliarden Jahren.
Vor anderthalb Milliarden Jahren gab es Lebewesen mit Sauerstoffatmung.
Erste Wirbeltiere entstanden vor einer halben Milliarde und erste Säugetiere vor hundert Millionen Jahren.
Der homo sapiens entwickelte sich vor dreihundert Tausend Jahren in Afrika.

Es mag sein, dass die eine oder andere Zahl noch etwas unsicher ist. Mögliche Korrekturen haben aber für das gesamte Schema keine gravierenden Folgen.



Die Schöpfungsgeschichte der Bibel steht in krassem Gegensatz zu Realität.

Nach Texten aus der Bibel wurde einige Male das Datum des ersten Schöpfungstages bestimmt. So berechnete 1650 James Ussher als Zeitpunkt für den Beginn der Schöpfungsarbeit des Allmächtigen den 23.Oktober im Jahre 4004 vor Christus um 9 Uhr morgens. Bei diesem Schöpfungsakt hätte der Allmächtige also die geologischen Schichten mit den Fossilien und den Zerfallsprodukten radioktiver Isotope sorgfältig so angeordnet, wie wir sie heute vorfinden, damit moderne Geologen daraus eine stimmige Geschichte der Entwicklung der Erde, des Lebens und des Menschen zusammenfügen. Eine Geschichte, die aber falsch wäre, weil er - der Allmächtige - die Erde vor maximal zehn Tausend Jahren geschaffen hat. Da stellt sich die Frage, ob der Allmächtige die Intelligenz des Menschen, den er nach seinem Ebenbild intelligent erschaffen hat, ad absurdum führen wollte?

Ein anderer Punkt ist die naive Vorstellung von der Erschaffung des Menschen. Demnach machte Gott aus Erde einen Mann, blies ihm Leben ein durch die Nase und entnahm diesem Mann später eine Rippe, um daraus eine Frau zu formen (1.Mose 2,7). Auch hier stellt sich die Frage, warum der Allmächtige etliche Knochen und Schädel so in den geologischen Schichten verteilte, dass daraus eine dreihundert Tausend Jahre dauernde Entwicklung beider Geschlechter des Menschen abzulesen ist, während er den Menschen doch erst vor rund zehn Tausend Jahren erschaffen hätte. Und wenn der Allmächtige den Menschen nach seinem Ebenbild erschaffen hat, ist es da nicht seltsam, dass er das Genom des Schimpansen mit minimalen Änderungen wieder verwendet hat?

Wir wissen, dass die biblische Schöpfungsgeschichte unwahr ist!

Dass Gott Himmel und Erde erschaffen hat, ist die Grundlage des Monotheismus bei Juden, Christen (Glaubensbekenntnis) und Mohamedanern (Sure 6,101). Alle drei Religionen stützen sich dabei auf das Buch Genesis1,1-27. Weil in dieser Geschichte der Mensch erst seit dem sechsten und letzten Tag der gesamten Schöpfungsgeschichte existiert, hat kein Mensch die vorangegangenen Schöpfungsakte miterlebt. Es gibt nur die Alternative, dass die Schöpfungsgeschichte eine Offenbarung Gottes an den Menschen ist oder ein rein menshliches Phantasieprodukt. Im zweiten Fall ist diese Geschichte nicht glaubwürdiger als irgendein Mythos von irgend einem anderen Volk. Im ersten Fall stellt sich wieder die Frage, warum Gott so vieles völlig falsch erzählt. Schon ganz zu Anfang (am ersten Tag) definierte Gott, was ein Tag und eine Nacht ist, aber erst am vierten Tag schuf er Sonne und Mond. Über der Erde macht er ein Gewölbe, das er Himmel nennt, und das das Wasser der Urflut teil. Heutige Raumfahrer haben weder von dem Himmelsgewölbe noch von dem Wasser auf der anderen Seite etwas gemerkt. Kurz gesagt, die gesamte Schöpfungsgeschichte ist ein reines Phantasieprodukt. Nun verteidigen Gottgläubige diese Geschichte damit, dass die Menschen vor zwei Tausend Jahren eine Geschichte, die unserem naturwissenschaftlichen Weltbild nicht widerspricht, nicht verstanden hätten.

Tatsächlich?! Was wäre denn etwa mit folgendem Text?!

'Am Anfang schuf Gott den unendlichen Weltraum und die Zeit. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war. Gott schuf Sterne ohne Zahl, die alle unter einander einen festen Platz haben, und Sterne, die umher wandern. Er schuf die beiden großen Lichter, das größere, das über den Tag herrscht, das kleinere, das über die Nacht herrscht. Und Gott schuf die Erde, die Erde war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser. Dann sprach Gott: Das Wasser sammle sich an einem Ort, damit das Trockene sichtbar werde. So geschah es. Dann sprach Gott: Das Wasser wimmle von lebendigen Wesen und Pflanzen. Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch und bevölkert das Wasser im Meer, wandelt euch und geht an Land, bedeckt die Erde mit grünen Pflanzen aller Art und bevölkert das Land mit Tieren aller Art und die Luft mit Vögeln. So geschah es. Gott sah, dass es gut war. Und Gott sprach zum Affen: Verlass den Wald, lauf aufrecht auf zwei Beinen und lerne Feuer zu machen, so dass Du mir ähnlich wirst.'

Einem allmächtigen Gott wäre es jedenfalls möglich gewesen, seine Schöpfungsgeschichte so zu offenbaren, dass sie schon vor drei Tausend Jahren für die Menschen verständlich war und gleichzeitig nicht im Widerspruch stand zur Realität, die damals diew gleiche war wie sie heute ist. Eine solche Offenbarung existiert nicht, die Schöpfungsgeschichte der Juden, Christen und Mohamedaner ist ein rein menschliches Phantasieprodukt.


Glauben

Im Orient und in Europa wurde vor dem Erscheinen des Christentum nie gefragt, ob diese oder jene Gottheit wirklich existiert. Man verehrte die lokalen Götter oder importierte eventuell auch eine fremde Gottheit. Wenn im Tanach, der jüdischen Bibel ein Verb gebraucht wird, das als 'glauben' ins Deutsche übersetzt wird, bedeutet es nie 'glauben, dass', sondern 'vertrauen auf', 'fest stehen zu'. In der JHWH-Religion hatte der persönliche Glaube an die Existenz Gottes keine Bedeutung. Der Name JHWH sagt es: Gott ist. Es kam aber immer wieder vor, dass die Juden auch anderen Göttern opferten. Das war kein Zweifel an der Existenz JHWHs, sondern nur ein schwerer Verstoß gegen den Bund zwischen JHWH und dem Volk Israel.

Erst im Christentum bekommt der Glaube eine wichtige Bedeutung. Im Evangelium des Johannes (20, 19-29) heißt es: Als die Jünger dem Apostel Thomas erzählen, Christus sei vom Tode auferstanden, und Thomas das nicht glauben will, erscheint der Auferstandene und fordet Thomas auf: "Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite [mit der todbringenden Wunde] und sei nicht ungläubig, sondern gläubig." Hier geht es um den Glauben, dass etwas real ist, das üblicherweise als unmöglich gilt. Für den Apostel Paulus gibt es kein Christentum ohne den Glauben an die Auferstehung Christi: „Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich.“ Im Glaubensbekenntnis bekennen Christen unter anderem, dass ein Gott Himmel und Erde erschaffen hat, dass Jesus von Nazareth - genannt Christus - der Sohn dieses Gottes ist und dass es einen Heiligen Geist gibt. Mehr als zehn Punkte umfasst das Glaubensbekenntnis, das im Jahre 325 auf einem Konzil in Nicäa beshlossen wurde, nachdem ein Streit aufgekommen war, was denn nun von Christen geglaubt werden müsse.

Nach diesem Glaubensbekenntnis werden die Toten auferstehen und der Sohn Gottes wieder kommen, um die Lebenden und Toten zu richten. Schon am Kreuz hatte Christus einem der beiden Verbrecher, die mit ihm hingerichtet wurden, versprochen (Lk 23:43): 'Noch heute wirst Du mit mir im Paradies sein!' Auf der anderen Seite heißt es (Mt 13:42): 'und [die Engel] werden sie in den Feuerofen werfen, da wird sein Heulen und Zähneknirschen.' Der Christ hat also zu glauben, dass er einst nach seinem Tod wieder lebendig wird und dann der Sohn Gottes kommt, um über ihn zu richten, und ihn entweder ins Paradies aufnimmt oder in die Hölle schickt. Das Paradies soll im Himmel liegen, dahin ist Christus aufgefahren und da oben irgendwo sitzt er nach dem Glaubensbekenntnis zur Rechten Gottes, und die Hölle liegt irgendwo unter der Oberfläche der Erde. Was für den Menschen nötig sei, um ins Paradies zu gelangen und die Hölle zu vermeiden, ist nicht ganz eindeutig, aber Taufe und Bekenntnis sind jedenfalls von Nutzen.

Mohamed lernt auf seinen Reisen bei den Christen in Syrien die Macht des Glaubens kennen, wobei ihm aber die Theologie der Dreifaltigkeit zu kompliziert und die Ethik der Christen für einen arabischen Beduinen unbrauchbar erscheint. Er kennt auch die Religion der Juden, und wenn er aus dieser Religion alle Beschreibungen der Geschichte Israels entfernt, bleibt ein einfacher allmächtiger Gott übrig, der auch ohne große Umstände mit dem Allah aus seiner Heimat Mekka identifiziert werden kann. Aus diesen Elementen konstruiert er eine einfache Religion: Allah ist der allmächtige Gott und Mohameds Rezitationen sind Gottes Wort. Wer das bezweifelt, wird nach seinem Tod auf ewig in die Hölle verdammt, wer aber im Kampf gegen die Ungläubigen getötet wird, kommt ohne Verzögerung ins Paradies.

Der allmächtige Gott, ob JHWT, der Dreifaltige oder Allah, existiert alleine in der Überlieferung von Schriften, die vor mehr als Tausend Jahren entstanden. Seitdem ist nichts hinzu gekommen, das den Glauben an einen allmächtigen Gott stützen könnte. Stattdessen musste inzwischen der Ort des Paradieses wegen der heutigen Kenntnisse des erdnahen Weltraumes vom Himmel irgendwohin ins Nirgendwo verlegt werden und einen Hohlraum im Erdinnern, wo der Teufel seine Hölle betreiben könnte, gibt es auch nicht, wie die Analyse von Erbebenwellen zeigt. Deshalb haben die Schriftgelehrten der Religionswissenschaften Himmel und Hölle ins Transzendente verlegt und den allmächtigen Gott gleich mit. So war das zwar bei der Entstehung der abrahamitischen Religionen nicht gedacht und wäre wohl auch nicht angenommen worden. Aber da Glaubensinhalte nicht falsifizierbar sind, kann der Glauben beliebig weiterentwickelt werden.

Wenn Informationen fehlen, mag man glauben, dass bestimmte Tatsachen zutreffen. Das gilt im täglichen Leben und so auch vor Tausend Jahren bei der Anschauung der Welt. Heute jedoch sind die Informationen über die Welt von den Galaxien über unser Sonnensystem, die Erde und das Leben auf der Erde so vielfältig und unbestreitbar, dass es für einen Glauben an die Entstehung der Welt und des Lebens keinen Platz mehr gibt. Der Glaube an die Allmacht eines Schöpfers ist damit - frei nach den Worten des Apostels Paulus - vergeblich und damit schließlich auch der Glaube an einen allmächtigen Gott.

JHWT, der Dreifaltige und Allah sind Chimären der menschlichen Einbildung.



Das Ich-Problem

Bei allem Wissen über das Weltall, unser Sonnensystem, das Leben auf der Erde und über den Menschen bleibt die Frage: Wie gehört mein selbstbewusstes Ich in diese Welt? Mein Ich ist grundsätzlich nicht anders als das eines anderen Menschen, wahrscheinlich auch nicht so verschieden von dem eines Schimpansen oder sogar von dem eines Papagei. Gleichgültig ob ein Tier nur seinen Instinkten gehorcht oder sich für oder gegen eine bestimmte Aktion entscheiden kann: Es verhält sich nach Instinkten oder einem Willen, die in diesem Tier wurzeln, und das ist beim Menschen auch nicht anders.

Tiere und Menschen sind autonome Einheiten.

Ich weiß, dass mein selbstbewusstes Ich meine Handlungen steuert, eventuell auch gegen meinen Instinkt. Das ist bei anderen Menschen auch nicht anders.

Das selbstbewusste Ich eines Menschen ist eine autonome Einheit.

Frühe Schamanen suchten nach Techniken, um mit ihrem selbstbewussten Ich den eigenen Körper zeitweise zu verlassen und in den Körper eines Tieres zu gelangen. So entstand die Vorstellung eines nicht an Körperlichkeit gebundenen Geistes, die bis heute nachwirkt. In den verschiedensten Formen ist diese "Seele" Grundlage von Weltanschauungen und Religionen. Sie sei unsterblich, wandere nach dem Tod eines Menschen in ein anderes Lebewesen, sei eine Flamme eines großen Feuers, in das sie wieder zurückkehre usw.. Solche Vorstellungen sind zwar aus heutiger Sicht sehr alt, nicht aber im Rahmen der gesamten Entwicklung des Menschen. Die Aborigines Australiens, die vor rund 50 Tausend Jahren von der übrigen Menschheit getrennt wurden, kennen keine Seele und auch keinen Gott.

Mein Model für mein selbsbewusstes Ich ist ein lernfähiges Programm auf einem Computer. Angeschlossene Mikrofone und Kameras versorgen das Programm mit Informationen, die vom Programm bearbeitet werden, um daraus Steuerbefehle abzuleiten. Ein solches Programm ist eine autome Einheit wie mein selbstbewusstes Ich, der Computer entspricht meinem Gehirn, das Sinneseindrückke verarbeitet und mit Nervenimpulsen reagiert.

Da ist nichts Transzendentes, Übernatürliches an meinem selbstbewussten Ich.

Der Mensch hat wie jedes Lebewesen eine begrenzte Lebenszeit. Mein Ich existierte nicht vor meiner Geburt und wird nicht mehr existieren nach meinem Tod. An der ruhigen Gewissheit meiner künftigen Nichtexistenz scheitern alle Versprechungen und Drohungen, mit denen Schriftgelehrte und Berufsgläubige aller Art mich zu beeindrucken versuchen.








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